Meine Erfahrungen mit der Baugenossenschaft Leipzig
Heute möchte ich über unseren Umzug nach Leipzig-Sellerhausen berichten. Wir waren schon eine Zeit lang auf der Suche nach einer schöneren Wohnung. Bislang wohnten wir in einer unsanierten Plattenbauwohnung (WBS 70) in Schönefeld.
Die Bewerbung
Wir wurden auf eine 2 2/2 Zimmer Wohnung in Sellerhausen aufmerksam und bewarben uns bei der Baugenossenschaft Leipzig für diese Wohnung. Spontan bekamen wir die Einladung zur Besichtigung. Auf den ersten Blick war alles schick. Decken und Wände waren mit Raufasertapete beklebt und weiß gestrichen. Die Fußböden sind mit einfachen PVC-Belag in Dielenoptik ausgestattet. Die gut erhaltenen Fliesen im Bad waren noch vom Vormieter vorhanden. Die Fugen jedoch stark vergilbt und nicht sauber. Die Vertriebsmitarbeiterin war freundlich und beantwortete einige erste Fragen. Auf die Frage, ob hier nochmal feingereinigt wird, kam eine schroffe Antwort: „Die Wohnung ist abgenommen, hier passiert nichts mehr“. Wir bemängelten noch eine verbogene Seitenverkleidung am Wohnzimmer Heizkörper, hier wurde spöttisch „Pfusch am Bau“ geäußert. Auf die Frage nach den Nebenräumen wie Waschhaus und Mangelraum wurden wir an die Hausbewohner verwiesen.
Der Zuschlag
Dennoch gefiel uns die Wohnung sehr gut, gerade wegen der ruhigen Lage, und wir sagten zu. Nach einem abstrusen Bewerbercasting bekamen wir kurzfristig den Zuschlag. Mit 566,-€ inkl. NK waren wir dabei und dachten das ist Okay für eine komplett renovierte Wohnung. Wir bestanden jedoch auf die Beseitigung folgenden sehr augenscheinlichen Mängeln.
Die Mängel 1,2 und 5 wurden daraufhin einigermaßen abgestellt. Zu Mangel 3 erhielt ich eine mir völlig unverständliche Antwort vom Technik-Verantwortlichen: „Dieses bleibt offen, lediglich flurseitig wurde dieses Loch aus Gründen der Optik mit Tapete verschlossen“ Und zu Mangel 4 antwortete er: „Die Spiegelfliesen sind Bestandteil des „bestehenden Bades“, diese können Sie sehr gern selbst entfernen oder einen für sie ästhetisch ansprechenden Spiegel drüber hängen.“ Ich habe sie dann selbst entfernt.
Bei der Wohnungsübergabe hab ich leider nicht alle Mängel zu Protokoll gegeben, außer die defekte Fensterscheibe im Keller.
Außerdem war der Briefkasten vollgestopft mit adressierter Post des Vormieters. (Anwaltsschreiben, Mahnungen der Bank, usw.)
Der Einzug
Am 02.08.2021 sind wir dann eingezogen. Für den Umzug hatten wir die Firma SDU beauftragt. Gegen 18:00 standen alle Möbel. Die Einbauküche wurde dann am nächsten Tag fachgerecht aufgebaut. Nach und nach lernten wir die meisten Hausbewohner kennen, sie sind alle sehr nett und begrüßten uns mit einem Herzlich Willkommen. Am 03.08.2021 war die Schaltung für Telefon und Internet geplant, der Telekom Techniker musste leider wieder gehen weil alle 3 Telefondosen tot waren. Die Verbindung zum Verteilerkasten im Keller war unterbrochen. Das hatte der Elektriker nicht geprüft. Nach einer Woche wurde das repariert und wir waren wieder online und erreichbar.
Die Vormieter
Erst jetzt erfuhren wir Einzelheiten über unseren Vormieter. Ein krimineller asozialer Mensch, gegen den mehrere Verfahren liefen und noch laufen. Erst wurden der Familie die Kinder entzogen später zog auch die Ehefrau aus. Mit mehreren Hunden lebte der Mensch zuletzt allein in der Wohnung. Er terrorisierte und provozierte die gesamte Nachbarschaft. Beide waren starke Raucher. Das erklärt auch warum so viele Gegenstände stark vergilbt waren.
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Mängelbeseitigung und Intensivreinigung
Das Wissen um die Vormieter und der Zustand des Bades ließ die einst euphorische Stimmung verblassen. Wir beauftragten auf eigene Rechnung eine Putzfirma die das Bad und alle Fensterrahmen intensiv säuberten. Die Fliesenfugen im Bad hatten jetzt den Anschein, als waren sie mal weiß. Kurios, die Revisionsöffnung in den Fliesen für den Anschluss der neuen Badewanne hatten die Klempner mit beigefarbigem Silikon verschlossen. Wir kauften uns chemischen Fugenreiniger, hochwertige Fugenweiß Stifte und machten uns an die Arbeit. Jetzt sehen die Fugen der Wandfliesen wieder toll aus. Beim intensiven Reinigen der Bodenfugen kamen Risse und herausgebröckelnde Stellen zum Vorschein die vorher offensichtlich nur mit Dreck gefüllt waren. Ich wandte mich gleich an den Wohnungsverwalter mit der Bitte um Reparatur. Er selbst war im Urlaub, seine Vertretung reagierte prompt und schickte einen Mitarbeiter der Firma IGOR zur Mängelbeseitigung. Dabei wurden gleich noch einige anderen Mängel mit beseitigt (Korrektur der Schwelle an der WE-Tür die jetzt wieder Rauchdicht schließt. Auch das Loch in den Wandfliesen im Bad wurde mit einem PVC-Deckel verschlossen). Wir wechselten einige stark vergilbten Bauteile noch auf eigene Kosten aus (4 Heizungsthermostate, alle PVC-Abdeckungen der Fensterbänder sowie die seitlichen Fensterbankabdeckungen). Einige Fenstergriffe konnte ich aus unserer alten Wohnung austauschen. Die innenseitige Balkonverkleidung wurde und ebenfalls ungereinigt übergeben. Mit einer Leiter habe ich wagehalsig die gesamte Balkenkonstruktion selbst gereinigt. Zum Glück bin ich schwindelfrei.
Weitere versteckte Mängel
An einem kühlen Abend drehten wir die Heizung auf, wir freuten uns, dass selbst im August die Wärme angeboten wird. Das kannten wir von der alten Wohnung nicht. Irgendwie roch es plötzlich unangenehm. Der Mief kam aus dem Heizkörper. Als ich das Innenleben mit der Taschenlampe und die Unterseite mit einem Spiegel ansah, war ich fassungslos. Meine Ekelschwelle sank drastisch. Alle Heizkörper, besonders in Küche und Wohnzimmer, waren innenseitig verdreckt. Auch die Raufasertapete hinter den Heizkörpern löste zum Teil und der Anstrich war unsauber ausgeführt. Die Rückseite des Wohnzimmerheizkörpers ist mit lila Farbe beschmiert Daraufhin dokumentierte ich diese Mängel und schrieb meine Enttäuschung über den Zustand der uns übergebenen Wohnung auf und sendete eine E-Mail an den Verwalter. Eine Antwort kam erst nach einer erneuten E-Mail, inzwischen schliff eine nagelneu Zimmertür auf dem neuen PVC-Belag. Es wurde mitgeteilt, dass sich ein Mitarbeiter der Fa. Megaron bei mir melden würde, jedoch kein Statement über den Zustand der übergebenen Wohnung. Nach zwei Wochen meldete sich immer noch keiner bei mir. Um Schaden am Bodenbelag abzuwenden schrieb ich wieder eine E-Mail diesmal an den Technik Verantwortlichen. Bingo, nach 2 Stunden rief mich ein Klempner im Auftrag der Fa. Megaron an und vereinbarte einen Termin zur Mängelbeseitigung. Nach mehr als 2 Wochen kam auch ein E-Mail vom Verwalter an. Er meint, dass eine Wohnung mit optischen Mängeln bei einer Neuvermietung nutzbar ist. Klar, eine untapezierte Wohnung ist auch nutzbar. Wo ist die Grenze des Zumutbaren, wann fühlt man sich wohl?
Die Frage nach dem Zugang zum Waschhaus wurde weiterhin ignoriert.
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Fazit
Heute wurden endlich die letzten Mängel beseitigt. Die Fa. Megaron hat 3 Handwerker in unsere Wohnung geschickt. Ein Tischler, ein Klempner und ein Maler. Jetzt sind alle Dreckecken beseitigt und die Tür schleift nicht mehr auf dem Boden. Warum nicht gleich so? Es hätte Kosten und Nerven gespart. Bei einer Neuvermietung müssen nicht alle Einrichtungsgegenstände neu eingebaut werden. Aber sauber und keimfrei ist das mindeste was man erwarten kann. Bei der Abnahme sollten BGL-Mitarbeiter genauer hinschauen.
Alles in allen sind wir aber sehr zufrieden mit der Wohnung. Es ist sehr ruhig, ab und zu hört man abends einen Zug vorbeifahren was aber nicht stört.
Nachtrag
Am 09.08.2021 habe ich um Reparatur einer lockeren Bodenfliese im Bad gebeten. Ein Mitarbeiter der Fa. IGOR meinte, die Fliesen sind fest. er schloss nur die fehlenden Fugen. Monate später knackte es wieder beim Betreten der selben Fliese und die Fugen bröckelten durch die Bewegung. Nun muss ich wieder um Reparatur bitten.
Diese Reparatur ist jetzt auch erledigt, Ich hoffe, dass es nun besser hält.
Letzte Woche habe ich auch noch die letzte Dreckecke beseitigt. Ich habe das Balkondach oben drauf gereinigt. Bei der ersten Besichtigung sagte man mir: das macht der Regen schon. Inzwischen hat es oft geregnet und der Algenbefall hat sich hartnäckig gewehrt. Dazu habe ich extra Technik und Algenex angeschafft und mich an die Arbeit gemacht. Jetzt sehe ich auch ob der Himmel blau ist oder nicht :-)
Ein optischer Mangel besteht nach wie vor. Bei der Renovierung der Wohnung wurde die Badtür gedreht, sie öffnet jetzt nach innen. Das war keine gute Idee, denn sie lässt sich nicht 90° öffnen. Die Türklinke schlägt an die Fliesen. Wenn die Tür maximal geöffnet ist, ist die Durchgangsbreite (zwischen Wanne und äußerer Türklinke) gerade mal 40 cm. Man muss sich immer etwas eindrehen beim hinein gehen. Aber daran haben wir uns inzwischen gewöhnt. Da aber die Badfliesen nicht erneuert wurden und auch der Bodenleger den Belag nicht bis unter die Tür gelegt hat, ist jetzt die geflieste Schwelle im Flur sichtbar. Diesen Mangel hatte ich bei der Wohnungsübergabe angezeigt. Der Mieterbetreuer sagte mir die Reparatur wegen fehlender Mittel im Folgejahr zu. Ich glaubt ihm und verzichtete deshalb auf den Eintrag im Übergabeprotokoll. Ich bin sehr enttäuscht, dass er jetzt nicht mehr zu seinem Wort steht. Es ist eine kleine Mühe die beiden Fliesenteile zwischen den Metallschienen zu entfernen und mit einem Belagstreifen in Fluroptik zu belegen. Ich bat auch die Eigenleistung dazu an, wenn man mir ein Streifen dieses Belages zur Verfügung stellt. Auch das wurde vom Techniker ohne weiter Begründung abgelehnt. Bei einem Telefongespräch mit dem Techniker, an Arroganz kaum zu übertreffen fast schon beleidigend, riet er mir: "ich könne ja eine Wohnung der CG-Gruppe mieten, da wäre alles perfekt". Also gehts noch? Auch bei einer Neuvermietung mit unterem und mittlerem Mietniveau, kann man eine saubere Übergabe erwarten.
Der Techniker bat mich an den Vorstand zu schreiben, das tat ich dann auch. Ein Mitarbeiter meinte, die neue Türzarge ist auf die alten Fliesen gesetzt worden, damit wäre auch der Zargen Ausbau notwendig und somit unverhältnismäßig.Mit einem Foto bewies ich ihm das Gegenteil. Zumindest wurde mir jetzt die Lieferung eines Belagstreifens in Fluroptik zu gesagt.
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Der Ärger geht weiter
Wir beschwerten uns mehrfach über die unzureichende Wärmeversorgung. Extrem war es Weihnachten 2023. An Heiligabend erwarteten wir nachmittags Besuch. Für ein gemütliches Kaffeetrinkern drehten wir schon am Vormittag die Heizung im Wohn.- und Esszimmer hoch. Nachmittags wurden auf Stufe 5 nur 19° Raumtemperatur erreicht. Zwangsläufig holte ich einen Heizlüfter aus dem Keller, gemütlich war es trotzdem nicht. Auch an den Feiertagen stieg die Raumtemperatur nicht über 20°. Ich bat einem ehemaligen Kollegen (Heizungsmonteur) um Rat. Er meinte die Situation kann sich nur ändern, wenn die Vorlauftemperatur erhöht oder die Heizfläche vergrößert wird. Bei der durchschnittlichen ankommenden Vorlauftemperatur von 40° - 46° Grad ist der Heizkörper im Wohnzimmer (70 x 60 cm Typ33) zu klein.
Er berechnete den Wärmebedarf überschläglich mit Einbeziehung der angrenzenden unbeheizten Räume (Balkon und Wäscheboden)
Nach nochmaliger Bitte um Überprüfung, wurde die Firma HSH beauftragt nur die Thermostate zu prüfen. Nicht einmal das haben sie getan, sie berührten den Heizkörper und meinten: "ist doch warm". Ich übergab die Berechnung von meinem Kollegen und sie meinten: "Dann müssten hier größere Heizkörper rein"
Einige Tage später bekam ich einen Anruf von einem HSH Mitarbeiter. Der sagte spöttisch arrogant zu der überschlägigen Berechnung: "Hier hat wohl einer zu lange am PC geschlafen. Die Heizkörperdimensionierung in ihrer Wohnung ist ausreichend"
Er möge Recht haben, wenn die Vorlauftemperatur 70°-75° am Heizkörper erreicht wird. Negativ wirkt sich der Wärmeverlust bei uns durch die lange Leitung aus. Die Fernwärmeübergangsstation befindet sich im Haus Nr. 9 im Keller und bis Haus Nr. 15 in das 3.OG. Im Keller sind 55m der Leitungen isoliert. Die 9m Steigleitungen in den Wohnungen unter uns sind nicht isoliert.
Eine nochmalige Bitte um Überprüfung, eigentlich wurde nie was vor Ort überprüft, lehnte der Mieterbetreuer strikt ab.
Das Problem mit der Heizung besteht nicht durchgehend, ist sicher auch verbrauchsabhängig aller Mieter im Block. Manchmal, eher selten, erreichen wir sogar mollige 22°.
Unserer Hartnäckigkeit geschuldet oder dass wir bei den letzten Emails an den Verwalter auch den Geschäftsführer der BGL in cc. gesetzt haben, wurde die Firma HSH beauftragt die Raumtemperatur in Abhängigkeit der Außen- und Vorlauftemperatur zu prüfen. Die Thermostate im Wohn- und Esszimmer stellte der Mitarbeiter für eine ganze Stunde auf Stufe 5. Schlussendlich wurden dann knapp 20° gemessen und uns wurden größere Heizkörper in Aussicht gestellt.
4 Wochen später rückte die Firma HSH an, allerdings nur mit einem Heizkörper für das Wohnzimmer. Der ist jetzt gerade mal 10cm breiter. Ich fragte beim Verwalter an, wieso der Auftrag nur für einen Heizkörper ausgelöst wurde. Die Antwort kam prompt: "Unsere Heizkörper wären nach DIN ausreichend, der Austausch im Wohnzimmer erfolgte aus Kulanz". Die Frage ist nur nach welcher DIN? Wir sind fassungslos.
Nach DIN EN ISO 7730 sind Raumtemperaturen von 20 bis 24 °C erlaubt. Als die behagliche Temperatur gilt jedoch 22 °C, sinkt sie unter 20 °C, wird es unbehaglich.
Jetzt ist die Heizperiode weitestgehend beendet. Wenn sich bis zum Beginn der nächsten Heizperiode nichts ändert, schalte ich als nächsten Schritt den Mieterschutzbund ein.
Falls das immer noch nicht erfolgreich beendet wird, werden wir schweren Herzens der BGL den Rücken kehren. Falls wir den Ort wechseln, werde ich auch meine ehrenamtliche Tätigkeit beim Nachbarschaftshilfeverein der BGL beenden müssen.
Diese Zeilen sind meine ganz persönliche Meinung. Aus Datenschutzgründen habe ich keine Namen genannt.